Frau Markwirth ist die Leiterin der EMMA Jobs München und hat in ihrer Karriere unzählige Gespräche mit Menschen geführt, die mit dem Gedanken an einen Jobwechsel spielen. Die Gründe für eine Neuorientierung sind vielfältig – manchmal liegen sie in einem Konflikt am Arbeitsplatz. In den vielen Jahren hat Frau Markwirth so die vielen Facetten beruflicher Konflikte kennengelernt. Wir wollen heute mit ihr darüber sprechen, wie Streitgespräche gelingen, was man selbst tun kann und ab wann es vielleicht besser ist, loszulassen.
Wie oft hat man schon die Gelegenheit, mit einer erfahrenen Führungskraft offen über schwierige Situationen im Job zu sprechen?
„Viel zu selten“, würde Frau Markwirth sagen. Ihrer Meinung nach wird im Berufsalltag noch immer zu wenig ehrlich miteinander gesprochen – aus Unsicherheit oder weil man nicht gelernt hat, Kritik zu üben, ohne zu verletzen. Dabei, so Frau Markwirth, liegt genau darin der Schlüssel, viele Konflikte gar nicht erst eskalieren zu lassen.
Frau Markwirth, was sind denn typische Konflikte am Arbeitsplatz?
Bei einem Konflikt am Arbeitsplatz denken wir an Probleme zwischen Kollegen, mit Vorgesetzten oder auch mit bestimmten Abläufen. Aber es gibt auch intrinsische Konflikte. Hier kann äußerlich alles in bester Ordnung sein, aber innerlich rumort es: „Für mich geht es hier irgendwie nicht weiter“ oder „Ich bin nicht mehr sicher, dass dieses Unternehmen auf lange Zeit zu mir passt“.
Während sich zwischenmenschliche Konflikte häufig durch Gespräche lösen lassen, ist das beim intrinsischen Konflikt oft schwieriger. Dass solche Fragen auftauchen, kann ein Zeichen sein, dass eine berufliche Veränderung ansteht.
Sprechen wir also zunächst über den Konflikt auf zwischenmenschlicher Ebene. Also dort, wo es zwischen zwei oder mehreren Parteien knirscht.
Hier hakt es in der Tat häufig: im täglichen Miteinander. Und das ist ja auch kein Wunder. Wir arbeiten mit Menschen, nicht mit Maschinen. Jeder hat bestimmte Erwartungen, und jeder kommuniziert diese anders. Die meisten Konflikte entstehen meiner Erfahrung nach nicht, weil jemand auf Streit aus ist. Sondern weil unsere Erwartungen auseinandergehen und nicht klar – oder gar nicht – darüber gesprochen wird.
Hätten Sie ein Beispiel?
Sagen wir, ich delegiere etwas, erkläre aber nur die Hälfte. Für mich ist die Aufgabe selbsterklärend, weil ich schon lange im Thema bin. Aber die andere Person stelle ich vor ein Rätsel. Kommt dann nicht das gewünschte Ergebnis zu mir zurück, sind wir beide frustriert und aus dem Missverständnis kann ein Konflikt entstehen. Das ist menschlich. Aber auch lösbar.
Lösbar – wie? Gibt es Ihrer Meinung nach denn ein Rezept, um zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz zu lösen?
Konflikte sind so unterschiedlich wie die Menschen, die in ihnen stecken. Nach vielen Jahren, in denen ich bei Konflikten oft die Perspektive beider Seiten kennenlernen durfte, würde ich sagen: Konflikte spielen sich meistens auf der Beziehungsebene ab. Hier ist die Sachlage unscharf. Verletzte Gefühle, eingefleischte Verhaltensmuster und Ängste mischen mit. Deshalb lassen sich Konflikte, bei denen es persönlich wird, auch am besten auf der Sachebene lösen.
Können Sie das einfacher erklären?
Wir nehmen zu viel persönlich. Der eine meint: „Ich will dir helfen“. Der andere hört: „Du kannst das nicht allein.“ Und schon sind wir nicht mehr bei der Aufgabe, sondern bei verletzten Gefühlen. Im Kopf entstehen dann Zusammenhänge, die vielleicht gar nicht da sind. Der beste Weg bei zwischenmenschlichen Konflikten am Arbeitsplatz ist es deshalb, Dinge offen anzusprechen, um dem Kopfkino einen Realitätscheck zu unterziehen.
Ganz konkret: Wie spreche ich einen Konflikt am Arbeitsplatz an?
Um es mit Michael Jackson zu sagen: „Starting with the man in the mirror“. Fangen Sie bei sich selbst an. Fragen Sie sich ehrlich: Um was geht es mir eigentlich? Was könnte mein Anteil daran sein, dass die Situation so aus dem Ruder gelaufen ist? Erst wenn ich meine eigene Haltung klar habe, kann ich das Sachliche vom Persönlichen trennen und dem anderen gegenüber offen begegnen.
Konflikte verschwinden nicht, wenn man sie ignoriert. Ganz im Gegenteil. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Gegenüber. Warten Sie nicht, bis der Frust überkocht. Setzen Sie sich ein klares Ziel: Sie wollen sich einigen.
Hören Sie zu und lassen Sie das Ego in der Schublade. Wiederholen Sie bewusst die Perspektive des anderen: „Wenn ich dich richtig verstehe, dann...“ – das zeigt Respekt und nimmt das Tempo aus der Situation. Und es verhindert, dass Sie sich schon wieder falsch verstehen.
Und: Gestehen Sie dem anderen gegenüber Ihre eigenen Fehler oder Unsicherheiten ein. Es ist schade, dass wir eine Fehlerkultur haben, in der wir Schwäche zu zeigen oft mit Schwäche assoziieren. Die Fähigkeit, die eigenen Unzulänglichkeiten zu reflektieren ist eine große Charakterstärke und wird in der Regel aufrichtig bewundert.
Dann im Gespräch: Erinnern Sie sich an Ihr Ziel. Bieten Sie Lösungen oder Kompromisse an. Fragen Sie: „Wie holen wir die Kuh jetzt vom Eis?“. Tatsächlich ist die Kuh oft schon durch diesen Satz oft alleine vom Eis gegangen: Sie schaffen so ein gemeinsames Ziel und richten den Fokus weg vom Gegeneinander hin zum Miteinander. In dem Moment steht nicht mehr der Konflikt im Mittelpunkt, sondern der Wille, ihn zu lösen. Das ist der Anfang vom Ende des Streits.
Eine Idealsituation. Doch manchmal stolpert man in ein Konfliktgespräch, wenn die Emotionen am Siedepunkt sind. Wie gelingt es, jetzt ruhig zu bleiben?
Setzen Sie sich nicht auf denselben Zug, auf dem der andere gerade mit 180 km/h unterwegs ist. Lassen Sie ihn erstmal fahren. Denn in dem Moment, wo es richtig kracht, geht es selten um Lösungen, sondern darum, Druck abzulassen. Bleiben Sie ruhig, Sie müssen nicht sofort reagieren. Oft ist es besser, etwas Zeit vergehen zu lassen. Sagen Sie zum Beispiel: „Ich sehe, dass du aufgebracht bist. Ich möchte das in Ruhe mit dir klären. Aber lass uns beide erst einmal durchschnaufen.“
So nehmen Sie den Druck raus. Das ist keine Flucht, sondern ein kluger Schachzug. Da hat man schon einen riesigen Schritt in Richtung Konfliktbewältigung gemacht.
Angenommen, ein Konflikt am Arbeitsplatz eskaliert. Wann sollte ich meine Führungskraft einbeziehen?
Wenn Gespräche auf Augenhöhe auch nach mehreren Anläufen nichts bringen oder wenn Grenzen klar überschritten werden. Beleidigungen und Drohungen – das geht gar nicht. Oder wenn der Konflikt das ganze Team oder die Arbeit blockiert. Dann muss die Führungskraft ran.
Wie sollte sich eine gute Führungskraft in solchen Situationen verhalten?
Vor allem: zuhören und moderieren. Eine gute Führungskraft ist wie ein Puffer. Sie fängt Spannungen ab, bevor sie auf das Team überspringen. Sie sollte im Idealfall einen Raum für das Gespräch schaffen, ohne zu bewerten, wer im Recht ist – und ohne dass die Parteien Angst haben müssen, verurteilt zu werden. Sie tritt in ihre Rolle als unterstützende und neutrale Instanz, die Vertrauen ausstrahlt und hilft, den Knoten zu lösen. Das tut sie, indem sie Ruhe bewahrt und das Klärungsgespräch gezielt zur Sachebene zurückführt.
Und wenn die Führungskraft selbst das Problem ist?
Ja, das kommt vor. Es gibt Führungskräfte, die alles abblocken. Oder cholerisch reagieren. Einen Choleriker überzeugen Sie nur mit harten Fakten. Wir erwarten, dass Führungskräfte Feedback geben, motivieren und loben – aber wer gibt eigentlich der Führungskraft ein Feedback? Viele Mitarbeitende trauen sich das nicht. Da schwingt Angst mit: Wird das gegen mich verwendet?
Aber in Wahrheit sind viele Führungskräfte dankbar für ehrliches Feedback. Wie bei jedem gilt auch hier: der Ton macht die Musik.
In der Regel kommt man nicht in eine Führungsposition, wenn man nicht gewisse wichtige Eigenschaften mitbringt. Wenn ein Teammitglied etwas offen anspricht, wird eine gute Führungskraft das reflektieren. Das kann sogar echten Teamspirit schaffen.
Sie sind die Leiterin der EMMA Jobs München. Wie unterstützen Sie Menschen, die genau an diesem Punkt stehen?
Viele Menschen verharren viel zu lange in einer belastenden oder blockierenden Arbeitssituation, weil sie den Aufwand scheuen, der mit einem Jobwechsel verbunden ist. Bewerbungen schreiben. Vorstellungsgespräche führen. Vielleicht eine Enttäuschung erleben, wenn der neue Job dann doch nicht passt. Das kostet Kraft.
Bei EMMA Jobs München müssen Sie sich nur ein einziges Mal bewerben. Sie schicken uns Ihre Unterlagen und führen ein persönliches Gespräch mit mir oder einem meiner Kollegen. Hier finden wir erst einmal gemeinsam heraus: Wo hat es denn bisher gehakt? Was passt zu Ihnen fachlich, aber auch menschlich? Dann übernehmen wir!
Sie müssen sich nicht durch Stellenbörsen klicken oder 30 Lebensläufe verschicken. Wir haben ein riesiges Portfolio mit Stellen in allen Branchen, bei Top Playern und Hidden Champions – viele davon übrigens nicht öffentlich ausgeschrieben. Wir kennen die Menschen in den Unternehmen, wissen, wie die Kultur vor Ort ist, wie ihre Teams ticken und Führung dort gelebt wird. Und wenn wir Sie kennenlernen, wissen wir auch, welche Arbeitgeber wirklich zu Ihnen passen könnte.
Sie als Bewerber kostet dieser Service übrigens keinen Cent. Es sind die Unternehmen, die zahlen, wenn wir ihnen einen passenden Kandidaten vermitteln.
Haben Sie zum Abschluss noch einen Ratschlag, den Sie unserem Leser mitgeben wollen?
Gleich drei.
Erstens: Nicht jeder Konflikt ist schlecht. Konstruktive Kritik kann uns persönlich und beruflich unheimlich weiterbringen. Finden Sie die Größe in sich, sich selbst ehrlich zu reflektieren – und Ihre Mitmenschen werden sich auch sicherer fühlen, Ihnen gegenüber Fehler einzugestehen.
Zweitens: Sie müssen nicht beste Freunde sein, Sie müssen nur ein paar Stunden am Tag miteinander arbeiten. Nehmen Sie das Drama raus. Die Sachebene in einem Konflikt kann auch sein: Wie schaffen wir es, gemeinsam diese gemeinsame Aufgabe gut zu bewältigen.
Und zum Schluss: Warten Sie nicht zu lange. Wenn etwas Sie belastet, sprechen Sie es an. Aber denken Sie auch daran, dass jede Veränderung Zeit braucht. Vielleicht ist es mit einem Gespräch nicht sofort getan – aber die Kuh hat sich immerhin schon in Bewegung gesetzt.
Vielen Dank für dieses spannende Gespräch zu Konflikten am Arbeitsplatz, Frau Markwirth!
Ich danke Ihnen.
Sie denken über einen Jobwechsel nach?
Ob Konflikt, innere Unruhe oder das Gefühl, in einer Sackgasse zu stehen. Vielleicht ist jetzt der Moment, nach vorn zu schauen und sich zu fragen:
Was hat der Arbeitsmarkt eigentlich noch zu bieten?
Susi Markwirth und das Team von EMMA Jobs München begleiten Sie bei Ihrer beruflichen Neuorientierung. Kostenfrei und ohne Verpflichtung. Kommen Sie in einem Job an, der wirklich zu Ihnen passt.